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Die Zwölfer-Schia oder Zwölferschia (arabisch الشيعة الإثنا عشرية, DMG aš-Šīʿa al-Iṯnā ʿašarīya) ist eine schiitische Gruppierung, die im frühen 10. Jahrhundert im Irak entstanden ist und nach deren Lehre es zwölf Imame gibt; der letzte von ihnen soll in der Verborgenheit leben, aber am Ende der Zeiten zurückkehren, um in Gerechtigkeit zu herrschen. Begrifflich grenzt man sie damit insbesondere von den Siebener-Schiiten ab, die mit 10 Prozent aller Schiiten die zweitgrößte Gruppe neben weiteren kleinen schiitischen Glaubensrichtungen bilden. Die Zwölferschiiten bilden mit 85 % Anteil die überwältigende Mehrheit der Schiiten, weshalb man sie häufig auch nur ganz allgemein als die Schiiten bezeichnet.

Anhänger der Zwölferschia leben in der Gegenwart vor allem in Iran, im Irak, in Aserbaidschan, Bahrain, Libanon, Kuwait, Pakistan, Afghanistan, Saudi-Arabien, Syrien und in Indien. Die Zwölferschiiten werden auch als Imamiten bezeichnet, allerdings fallen die beiden Begriffe bedeutungsmäßig nicht völlig zusammen, denn im Mittelalter gab es neben der Zwölferschia noch verschiedene andere imamitische Gruppierungen.

Kerngedanke der zwölferschiitischen Lehre ist der Glaube an die zwölf Imame. Der zwölfte, verborgene Imam Muhammad al-Mahdi ist nach Ansicht der Zwölferschiiten nicht gestorben, sondern wurde bereits als Kind von Gott entrückt und lebt seitdem in der Verborgenheit. Die Zwölferschiiten glauben, dass er dereinst wiederkehren wird, um die Mission des Propheten zu vollenden und ein Reich der Gerechtigkeit auf Erden zu errichten. Dieser zwölfte Imam ist im Glauben der imamitischen Schiiten das einzig legitime Oberhaupt der Muslime. In der heutigen Verfassung des Staats Iran ist er deshalb auch eigentliches Staatsoberhaupt. Der Klerus herrscht nach dieser Auffassung nur in Stellvertretung des zwölften Imans (Wilayat-e Faqih) bis zu dessen Wiederkehr aus der Verborgenheit.

Zusammen mit Mohammed und seiner Tochter Fatima bilden die zwölf Imame die Vierzehn Unfehlbaren, die in vielen Überlieferungen als reine und unschuldige Lichtgestalten dargestellt werden.

Der zwölfte Imam hat sich nach der zwölferschiitischen Lehre im späten 9. Jahrhundert noch als Kind von den Menschen zurückgezogen, aber den Kontakt zu seinen Anhängern in der ersten Zeit über Botschafter (sufarāʾ bzw. nuwwāb) aufrechterhalten. Diese übermittelten ihm Fragen und überbrachten heimlich seine Antworten. Insgesamt kennt die zwölferschiitische Lehre vier solcher Botschafter.

Nach dem Tod des vierten Botschafters (329/941) zog sich der Imam nach der zwölferschiitischen Lehre ganz von den Menschen zurück. Damit endete die Zeit der kleinen Verborgenheit (al-ġaiba al-ṣuġra) und es begann die Zeit der großen Verborgenheit (al-ġaiba al-kubrā), die bis heute andauert. In den Überlieferungen heißt es, dass der zwölfte Imam einst zurückkehren wird, um die Erde mit Wahrheit und Gerechtigkeit zu erfüllen. Dabei wird er die Armee des Zorns (ǧaiš al-ġaḍab) anführen, um seinen Befehl zu verwirklichen, aber auch, um Frieden und Gerechtigkeit in die Welt zu bringen. Die Schia verharrt in messianischer bzw. mahdianischer Erwartung auf ihren Erlöser.


Quellen

Seite „Zwölfer-Schia“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. März 2016, 19:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zw%C3%B6lfer-Schia&oldid=152766903 (Abgerufen: 3. Juni 2016, 08:14 UTC)

Übersicht über die geographische Verteilung der verschiedenen islamischen Richtungen. Die zwölferschiitischen Gebiete sind in dunklem Gelb getönt.