Die Drusen (arabisch دروز, DMG Durūz), offiziell meist Madhhab at-Tauhīd (arabisch مذهب التوحيد, DMG maḏhab at-tauḥīd ‚Lehrrichtung der göttlichen Einheit‘) sind im Nahen Osten eine Religionsgemeinschaft, die im frühen 11. Jahrhundert in Ägypten als Abspaltung der ismailitischen Schia entstand. Angehörige dieser Gemeinschaft leben heute vor allem in Syrien (ca. 700.000), im Libanon (ca. 280.000), in Israel (125.300, also 1,63 % der Bevölkerung im Jahr 2004) sowie in sehr geringer Zahl auch in Jordanien.
Begründer der drusischen Lehre war Hamza ibn Ali ibn Ahmad, ein persischer Missionar aus Ostiran. Er behauptete im Jahre 1017, die Ära des Qāʾim (eschatologischer Herrscher) sei angebrochen und der regierende fatimidische Kalif al-Hākim sei Gott. Auch lehrte er die Abrogation der koranischen Offenbarung und ihrer ismailitischen Deutung; an die Stelle beider sollte das bloße Bekenntnis von Gottes Einzigkeit (tauhīd) treten, das alle gottesdienstlichen Handlungen überflüssig macht.
Obwohl der Glaube der Drusen stark von der ismailitischen Tradition geprägt ist, sind die Unterschiede so groß (z. B. Seelenwanderung), dass man von einer eigenständigen Religion und nicht von einer Richtung des Islam sprechen muss. Die Drusen haben eine allegorische Interpretation des Koran mit einer eigenen Doktrin.
Die Lehre von der Seelenwanderung widerspricht ebenfalls den Prinzipien des Islam. Demnach wandert die Seele eines Menschen mit dessen Tod sofort in einen neugeborenen Menschen (jedoch nicht in Tiere oder andere Wesen). Auf dem Weg von Mensch zu Mensch strebt die Seele nach Perfektion; nach deren Erreichen geht sie eine Einheit mit al-Hakim ein.
Mission und Konvertierung Andersgläubiger wird von den Drusen nicht betrieben, auch freiwillig kann man nicht zum Drusentum übertreten. Außenstehende wurden nur zur Zeit der Gründung der Religion aufgenommen. Heute ist nur Druse, wer Kind drusischer Eltern ist. Die Lehre der Drusen lässt nur eine genau feststehende Zahl ihrer Mitglieder in allen Welten zu, sodass ihre Mitgliederzahl konstant bleiben müsse.
Die Drusen glauben, dass sie immer unter verschiedenen Namen seit Millionen von Jahren existierten. Al-Hakim zählt als die letzte Manifestation Gottes in einer langen Reihe zuvor.
Die Gläubigen werden in „Unwissende“ (dschuhhāl, sg. dschāhil) und Eingeweihte (ʿUqqāl) (sg. ʿĀqil, „Verständiger“) unterteilt. Letztere, sowohl Männer als auch Frauen, sind Hüter und Bewahrer der Religion und ihrer Geheimnisse, die den Unwissenden nicht bekannt sind. Sowohl diese Struktur, als auch eine Abschottung gegenüber Außenstehenden aufgrund von Verfolgungen bedingen, dass die Praktiken und Einzelheiten der Religion der Drusen nicht außerhalb der Gemeinschaft bekannt sind. Das Drusentum kann daher auch als Geheimreligion betrachtet werden.
Erkennbar sind die Eingeweihten (auch als die „Religiösen“ bezeichnet) daran, dass sie stets eine weiße Kopfbedeckung mit schwarzen Gewändern tragen. In Drusengebieten gibt es normalerweise keine Moscheen; die meisten Frauen tragen kein Kopftuch.
Quellen
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