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Vajrayana (Sanskrit वज्रयानvajrayāna, Wylie: rdo rje theg pa („Dorje Thegpa“); auch: Lamaismus (lamajiao), Diamantfahrzeug, Wadschrajana, Mantrayana („Mantrafahrzeug“), Tantrayāna („Tantrafahrzeug“) oder esoterischer Buddhismus) ist eine ab dem 4. Jahrhundert in Indien entstandene Strömung des Mahayana-Buddhismus, die insbesondere die buddhistischen Traditionen des Hochlands von Tibet, den Buddhismus in Tibet an sich sowie den Buddhismus in der Mongolei prägte. In geringerem Maße fand der Vajrayana auch Verbreitung im chinesischen und im japanischen Buddhismus.

Verbreitung

Die Lehre hat sich ursprünglich im tibeto-mongolischen Raum in die Mongolei bis hin nach Russland (Burjatien und Tuwinien) verbreitet. Aus Indien wurde sie weitestgehend vertrieben, ist jedoch in den hinduistischen Advaita-Vedanta-Lehren mit einigen Unterschieden erhalten geblieben, doch sind tantrische Lehren auch in China und Japan eingeführt worden.

In Bhutan ist der Vajrayana-Buddhismus Staatsreligion. Ein traditionell lamaistisch geprägtes Volk – wenn auch mit deutlichen Unterschieden – lebt in Europa: die Kalmücken.

Seit den 1970er und 1980er Jahren verbreiten sich Vajrayana-Gemeinschaften zunehmend im Westen. Insbesondere die tibetischen Schulen sind inzwischen in Europa und den USA etabliert. Nicht wenige davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Philosophische Grundlagen

Das Vajrayana stützt sich mit der „Lehre des Mittleren Weges“ (Madhyamaka) auf die philosophischen Grundlagen des Mahayana. Im Tibetischen Buddhismus werden die verschiedenen buddhistischen „yanas“ (wörtlich: Fahrzeuge) anhand der Ziele oder der Methoden unterschieden. Das heißt, zwischen dem allgemeinen Mahayana und dem Vajrayana liegt der Unterschied nicht im Ziel – die Buddhaschaft – sondern in der Art und Weise, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Das Vajrayana wird deshalb auch „Pfad des Resultats“ genannt, während das Sutra-System des Mahayana als „Pfad der Ansammlung“ bezeichnet wird und der Theravada als „Pfad der Entsagung“.

Lama

Da dem Lama (Guru) im Vajrayana eine zentrale Bedeutung zukommt, wurde diese Form des Buddhismus auch mit dem von den Mandschu-Herrschern des späten 17. Jahrhunderts geprägten Begriff Lamaismus (lamajiao) bezeichnet. Auf dem Pfad des Vajrayana ist ein richtig verstandenes und angemessenes Vertrauen in den spirituellen Lehrer (Lama) wichtig, daher muss man bei der Wahl des Lehrers sehr sorgsam vorgehen und sollte diese wichtige Verbindung nicht vorschnell eingehen. Ein guter spiritueller Lehrer handelt immer aufgrund einer altruistischen Motivation und niemals aufgrund egoistischer Motive. Im Tantra-Netz der Illusion heißt es: „Einer, der stabil, ruhig, intelligent, geduldig, ehrlich (offen), ohne List oder Falschheit ist und die Praxis der geheimen Mantras und Tantras kennt, die Aktivität des Mandalazeichnens ausübt, tüchtig in den Zehn Grundsätzen ist, allen Lebewesen Furchtlosigkeit verleiht und immer Freude am großen Fahrzeug hat: Solch einer wird als Meister bezeichnet.“

Die Selbständigkeit des Schülers steht im Vajrayana im Vordergrund, daher sollten alle Tendenzen zur Abhängigkeit des Schülers vermieden werden. Natürlich muss auch der Schüler qualifiziert sein. Ihn müssen Unparteilichkeit, Intelligenz (falsche von richtigen Lehren unterscheiden zu können) und eine stabile Geisteshaltung des Bodhicitta auszeichnen. Der Lama, dem er sich anvertraut, sollte ihn wirklich inspirieren und ihn auf der tiefsten Ebene des Herzens und nicht nur oberflächlich berühren.

Mönchs- und Laiengemeinschaften

In den Schulen des Vajrayana hat es neben den Mönchsgemeinschaften auch immer Laiengemeinschaften praktizierender Yogis gegeben. Daher gibt es neben vielen gelehrten Meistern, die aus den Mönchsschulen hervorgegangen sind auch eine große Zahl bedeutender Meister und Siddhas, die den Pfad des Yogis verwirklicht haben. Ursprünglich wurden viele der Vajrayâna-Praktiken in Indien und angrenzenden Ländern von Yogis weitergegeben. Es ist im Vajrayana letztendlich nicht wesentlich, ob jemand als Mönch (oder Nonne) ordiniert ist, sondern ob er/sie in der Lage ist, die vom eigenen Geist fälschlich aufrechterhaltene Bindung an Samsara aufzuheben.

Im Vajrayana ist und war es weitgehend anerkannt, dass Frauen ebenso wie Männer Erleuchtung erlangen können. Die vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus stehen heutzutage Frauen in gleichem Umfang offen wie Männern.

 


Quellen

Seite „Vajrayana“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. März 2016, 05:52 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vajrayana&oldid=152389962 (Abgerufen: 30. Mai 2016, 20:04 UTC)